Was bringt der Doktorhut?

Jahr für Jahr reichen zahlreiche Studenten ihre Doktorarbeit an einer Uni ein. Die meisten, so möchte man vermuten, schreiben ihre Dissertation sogar selbst.

Auch wenn prominente Beispiele - Silvana Koch-Mehrin, Karl-Theodor zu Guttenberg - momentan Zweifel schüren. Nicht wenige Geistes- und Sozialwissenschaftler nutzen die Doktorarbeit, um die Lücke, die für sie nach dem Studium im Lebenslauf entsteht, zu schliessen. "Man sollte die Vor- und Nachteile einer Promotion genau abwägen und notfalls rechtzeitig die Notbremse ziehen", rät Schneider, selbst promovierte Politologin. Denn eine Promotion aus reinem Karrierekalkül klappe nur selten, dafür sei der Weg bis zum Doktortitel zu hart. "Es ist ja nicht so, dass einem automatisch alle Karrierewege offen stehen, wenn man promoviert hat. Die beste Motivation ist daher das Interesse am Thema und die Freude am wissenschaftlichen Arbeiten."
"Bei einer Diplomarbeit, die neun bis zehn Monate läuft, kriegen die Studenten jemanden an die Hand, der ihnen sagt, was sie tun sollen. Bei einer Doktorarbeit wird erwartet, dass sie sich diese Gedanken selber machen. Diesen Schritt unterschätzen viele!"
In den Naturwissenschaften gehört eine Promotion heute zum Standard. Im Promotions-Spitzenreiter-Fach Chemie machen neun von zehn Studenten ihren Doktor. Zwar gibt es auch in den Naturwissenschaften Berufsfelder, in denen man keine Promotion braucht, aber in vier von fünf Jobs ist es sehr hilfreich, wenn man schon mal bewiesen hat, dass man drei Jahre ein Projekt eigenständig bearbeitet hat, von der Entwicklung der Methodik bis hin zur Lösung der Fragestellung.
Je länger die Promotion dauert, desto grösser wird der Abstand zu den Kollegen, die direkt nach der Uni in den Beruf eingestiegen sind. Acht bis zehn Jahre kann es laut Patricia Schneider von Thesis dauern, bevor sich die Promotion "rechnet". Ein Teufelskreis: Denn je mehr Praxiserfahrung ein Promovend mitbringt, um so geringer der Nachteil gegenüber den Kollegen. Erfahrungen zu sammeln kostet aber wieder Zeit, die der Doktorand nicht hat. Dennoch: Ist die Arbeit endlich abgegeben und der Weg in den Beruf frei, zahlt sich der Titel auch finanziell aus.

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Steffi (Dienstag, 12 Juli 2011 08:48)

    Schönes Thema!

  • #2

    Bilderbuch Berlin (Sonntag, 24 Juli 2011 15:48)

    Ich hätte auch gerne eine Doktorarbeit geschrieben, aber dafür hat meine Note leider nicht ausgereicht. Das war sehr schade, da ich gerne schreibe und publiziere. Na ja man kann im Leben nicht alles haben :-) Jetzt schreibe ich diesen Kommentar halt ohne "Dr." und es geht auch :-D Thomas